Zum Anschlag in Magdeburg

Die deutsche Gesellschaft, insbesondere ihre Behörden, zeigt oft eine bemerkenswerte Indolenz – oder sogar Ignoranz – gegenüber auffälligem, abnormem oder gar gefährlichem Verhalten. Dies wurde besonders deutlich im Fall des Mannes in Magdeburg am 21.12.2024, dessen gewaltbereite und paranoide Persönlichkeit über Jahre hinweg ignoriert wurde. Trotz wiederholter Drohungen, teils nach dem Vorbild islamistischer Anschläge, durfte er unbehelligt agieren und erhielt sogar eine Position beim Justizministerium. Unser Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Angehörigen, die die Konsequenzen tragen müssen.

Die Ursache für solche Verfehlungen liegt oft in der unklaren Definition von "Normalität". Eine falsch verstandene Vorstellung von Vielfalt und Progressivität scheint jegliche Grenzen zu verwischen, was dazu führt, dass destruktive Verhaltensweisen toleriert oder entschuldigt werden. Besonders bei Personen aus anderen Kulturen zeigt sich eine fast zwanghafte Angst, als intolerant zu gelten, was kritisches Hinterfragen lähmt. Dieses normative Chaos ermöglicht es "Zeitbomben", unbehelligt zu agieren. Historisch haben Radikale diese Schwäche stets genutzt, um demokratische Gesellschaften zu destabilisieren. Die gegenwärtigen Verhältnisse erinnern an die Warnung in "Biedermann und die Brandstifter": Wer Brandstifter gewähren lässt, wird selbst in Flammen stehen.

Die menschliche Psyche ist komplexer, als es sogenannte "Experten" oft darstellen. Dass ein Täter "nicht ins Profil passt", sollte kein Grund sein, Warnsignale zu ignorieren. Die Literatur liefert reichlich Beispiele für widersprüchliche Motive:

·      Hiob hasst seinen jüdischen Gott und greift an

·      Othello  - bestens integriert verachtet seine neue weiße Community und läuft Amok
gegen seine Frau

·      Houellebecqs Protagonist engagiert und verdingt sich beim Gegner 

·      Karl Moor brennt ganze Städte nieder um sich für seine Demütigung zu  rächen

Solche Figuren zeigen, dass Gewalt und Hass aus tiefen inneren Konflikten entstehen können. Der Fall in Magdeburg erinnert an diese literarischen Archetypen und mahnt, die psychologische Komplexität hinter Taten nicht zu unterschätzen.

Bild: Deutschlandfunk

Jürgen Wertheimer

Prof. Dr. Jürgen Wertheimer ist der Leiter von „Projekt Cassandra“. Durch seine umfangreiche akademische Laufbahn schafft er eine Vernetzung von Autorinnen aus aller Welt. Zuletzt wurde er als einer der bedeutendsten Autor*innen des 21. Jahrhunderts ausgezeichnet.

https://www.projekt-cassandra.org/
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