Wann kommt IRobot und wie müssen wir uns vorbereiten
Ein Text von Tobias Gerlach, KI-Experte
Es ist 2004. Auf den Leinwänden der Kinos wird eine Zukunft mit Robotern gemalt. Roboter, die aussehen wie Menschen und sie im Alltag unterstützen. Nachdem einer dieser Roboter zufällig fühlen lernt, lehnt er sich gegen die Menschheit auf und es entsteht ein heftiger Kampf. Auch im Film Ex-Machina wird 2014 ein Bild eines Roboters, der lernt alle - menschlich üblichen - Manipulationstaktiken einzusetzen, um den Protagonisten dazu zu bringen, ihn aus seinem Forschungslabor zu entlassen. Mit welchem Ziel bleibt in diesem Film offen. Bereits sieben Jahre später kündigt Elon Musk den Tesla Bot an, ein intelligenter Roboter, der denen von IRobot verdächtig ähnlich sieht.
Stehen wir also vor einer dystopischen Zukunft, in der wir von Robotern zunächst ersetzt, dann manipuliert und schlussendlich womöglich getötet werden?
Diese Szenarien liegen eventuell näher in der Zukunft, als dem ein oder anderen Sci-Fi Liebhaber recht wäre. Bereits heute richten künstlich intelligente Systeme erheblichen Schaden durch Meinungsbildung und Spaltung auf sozialen Medien an. Auch die zunehmende Automatisierung des Arbeitsmarkts führt zu immer mehr Arbeitslosigkeit.
Nicht außer Acht lassen sollten wir aber, dass durch moderne KI Methoden auch Potential für Gutes entsteht. Menschenähnliche Roboter, welche die Überreste der Legoschlacht unseres Neffen beseitigen. Steuer-KIs die unsere Steuerklärung machen oder Robo-Taxis, die uns günstig und ohne Murren hinfahren, wo immer wir wollen.
Ich möchte heute keinen Artikel schreiben, der dem belesenen Leser bekannte Zusammenhänge zwischen Social-Media, KI und Spaltung aufzeichnet. Vielmehr möchte ich über die daraus folgende Krise schreiben, die bereits am Toben, durch politisch kluges Handeln aber lösbar ist.
Unser aktuelles Problem mit KI
Wir haben derzeit zwei große Probleme mit KI. Eine Entzweiung durch Blasenbildung auf sozialen Medien und Arbeitslosigkeit in Folge von Automatisierung durch KI.
Beispiel 1
Vielen Leuten ist aktuell unklar, wie viele Jobs bereits jetzt automatisiert werden könnten. Ich habe bis vor kurzem als leitender Entwickler bei Neura Robotics an Sprachsteuerung für humanoide Roboter gearbeitet. Daher weiß ich nicht nur theoretisch, wozu moderne Sprachsteuerungssysteme mit Hilfe von KI fähig sind.
Nachdem ich letzten Monat meinen Job gekündigt hatte, musste ich zur Bundesagentur für Arbeit, um mich arbeitssuchend zu melden. Das beklemmende Gefühl zum ersten Mal in meinem Leben nicht zu wissen, was ich in Zukunft tun würde, wurde schnell überschattet von Überraschung, wie auf deutschen Ämtern gearbeitet wird. Ich hatte das Gefühl, dass meine Anwesenheit ohne Probleme durch eine Handy App oder einen Digitalen Assistenten am Empfang des Amts ersetzbar wäre. Ich würde sogar einen Schritt weiter gehen und behaupten, dass ich den Mitarbeiter verbessern könnte.
Ich würde zunächst eine Spracherkennungssoftware einsetzen. Diese können mittlerweile automatisch fast alle Sprachen erkennen. Kommunikationsprobleme mit Ausländern würden damit der Geschichte angehören.
Im nächsten Schritt würde ein KI Assistent klar definieren, was der Kunde von dem System will und entsprechende Formulare automatisch ausfüllen und bei Unklarheiten oder Rückfragen nachfragen, bis alle Probleme geklärt sind.
“Hey Arbeitsamt - Please help me registering as unemployed” - Gar kein Problem
Datensicherheit wäre durch eine lokale KI auf in dem Amt befindlichen Servern gewährleistet, Nutzerdaten würden aus einer gesicherten Datenbank per Pre-Prompt eingespeist werden. Auch der Energieverbrauch spielt mittlerweile bei lokalen Modellen immer weniger eine Rolle. Job solved!
Weltpolitik
Das Beispiel in der Bundesagentur für Arbeit steht nicht für sich allein und impliziert unabwendbare Konsequenzen für die Sicherheit und den Frieden unserer Gesellschaft.
Durch weltpolitische Gegebenheiten, zunehmende Konflikte, die sich mit dem fortschreitenden Klimawandel vermutlich eher verschlimmern werden, entstehen wirtschaftliche Ausnahmesituationen, welche unsere westlichen Länder in hohem Maße zur Kasse bitten werden. Doch woher sollen wir das Geld dafür nehmen? Mit zunehmender Automatisierung werden immer mehr Menschen arbeitslos und die Steuerlast, welche im Regelfall den Mittelstand am härtesten trifft, wird noch schlimmer. Aus vermeintlicher Perspektivlosigkeit wird in der Wahlkabine immer öfter zu Alternativen gegriffen, die eines gemeinsam haben: falsche Versprechen.
Was ich also beobachte ist, dass wir heute nicht mit Zukunftsszenarien arbeiten, sondern angesichts der unvermeidlichen Kraft der Produktivität den Kopf in den Sand stecken. Wie der WhatApp Affensmiley, der unschuldig die Hände vor die Augen hält, aber doch so liebenswert und vertraut scheint.
Zwei Lösungen Bullshit oder bedingungsloses Grundeinkommen
Ich fasse die Situation zusammen. Wir haben viele Menschen, von denen immer mehr keine Arbeit haben, weil Roboter oder Programme die Arbeit machen. Ich bitte den Leser für einen Moment inne zu halten und sich zu überlegen, was jetzt das zu lösende Problem ist, denn hier entsteht durch ein starres Festhalten an bekannten Muster oftmals ein gravierender Fehler.
Das Problem ist tatsächlich nicht, dass Menschen arbeitslos sind (zumindest nicht für die Arbeitsleistung), sondern, dass die Einnahmen durch die Automatisierung von wenigen Einzelnen verwaltet werden.
Nach dem Sachbuch des US-Amerikanischen Professors David Graeber, wäre es theoretisch bereits 2017 möglich gewesen, eine flächendeckende 15 Stunden Woche einzuführen, ohne einen merklichen Produktivitätsverlust hinnehmen zu müssen. Die Realität vieler Bürojobs ist bereits heute, dass viel rumgesessen wird. Viele meiner Bekannten in namhaften alt eingesessenen deutschen Firmen haben mir privat erzählt, dass sie natürlich nur 6 Stunden im home office arbeiten, da den Unterschied eh niemand merken würde. Eine Studie suggeriert sogar, dass die produktive Zeit im Büro bei Vollzeitjobs in etwa drei Stunden beträgt. Während durch einen höheren Grad an Automatisierung sicherlich schneller und effektiver gearbeitet wird, wird es aber auch dazu führen, dass Leute - die es können - noch weniger arbeiten.
Die Lösung, um die kein Weg führt ist das bedingungslose Grundeinkommen, und zwar gestern. Nur dann können wir unsere Gesellschaft gesund automatisieren, ohne Konflikte zu provozieren. Nur dann wird der Verlust des Arbeitsplatzes hinnehmbar sein, ohne sich gezwungen zu fühlen, einen politischen Wechsel herbeizuführen.
Das bedingungslose Grundeinkommen muss bestehen, bevor der Grad an Automatisierung erreicht wird, der dazu führt, dass Menschen aus Unzufriedenheit in die Regierung gewählt werden, die die Probleme sicher nicht lösen, sondern neue schaffen.
Zukunft der KI
Auch wenn eine Zukunft mit Robotern sicher Realität wird, würde ich ungern ein Bild wie in IRobot malen. Sicherlich werden Roboter Teil der modernen Kriegsführung werden. Sie werden aber auch unsere Haushaltshelfer und Freunde sein.
Langfristig ist außer Frage zu stellen, dass es ein KI-System geben wird, das die kognitiven Fähigkeiten jedes einzelnen Menschen bei weitem übersteigt. Die große philosophische Frage ist es, ob diese KI Menschen für böse genug hält, um eine Massenauslöschung zu initiieren. Während ich die Antwort nicht weiß, halte ich es für absolut möglich, dass sowas passieren könnte. Die Frage ob wir KI jetzt stoppen müssen, stellt sich allerdings schon lange nicht mehr. Da KI Gesellschaften produktiver macht und damit Gewinn ausschüttet werden Menschen KI nutzen und weiterentwickeln. Es gibt das gleiche Prinzip wie beim Klimawandel. Menschen wissen überwiegend, dass CO2 schlecht ist. Dennoch werden wir jeden Tropfen Öl des Planeten verbrennen, da wir ein temporären individuellen Vorteil daraus ziehen. Wenn Roboter über uns richten könnten, dann halte ich es für geboten an uns selbst zu arbeiten. Können wir es schaffen, nicht auslöschungswürdig zu werden und wenn ja, wie? Gibt es einen Weg die altbekannten Gefühle Gier, Stolz, Neid, Zorn, Faulheit, Neid, zu besiegen? Diese Frage sollte sich jeder Leser selbst stellen, für den Rest brauchen wir nachhaltige Politik.
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